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Eugene Delacroix, Pieta (1850), |
Vincent van Gogh, Pieta (nach Delacroix) (1889/90), |
Eugène Delacroix, französischer Maler und Grafiker, geboren am 26.4. 1798 in Saint-Maurice (Département Val-de-Marne), gestorben 13.8. 1863 in Paris, war insbesondere von den Werken Peter Paul Rubens', Paolo Veroneses, Théodore Géricaults und John Constables beeinflusst. Er wurde der bedeutendste Vertreter der romantischen Malerei in Frankreich. Erst spät offiziell durch die eher klassizistisch orientierte Akademie anerkannt, wurde er erst durch Künstler wie Paul Cézanne, Vincent van Gogh und die Impressionisten zu einem der wichtigen Künstler der neueren Kunstgeschichte. |
Vincent Willem van Gogh, niederländischer Maler, geboren in Groot-Zundert am 30.3. 1853, durch Selbstmord in Auvers-sur-Oise am 29.7. 1890 gestorben; Sohn eines protestantischen Pastors. Als Autodidakt schulte er seine Malweise an Werken von Frans Hals und Rembrandt. Ein kurzer Aufenthalt in Antwerpen bewirkte durch die Beschäftigung mit Bildern von Peter Paul Rubens und Eugène Delacroix eine lichtere Farbgebung. Nach einer Selbstverstümmelung (er schnitt sich ein Ohr ab) und wiederholten Anfällen ging Gogh im Mai 1889 in die Heilanstalt von Saint-Rémy-de-Provence (Département Bouches-du-Rhône). Dort kopierte er auch Werke anderer Meister, u.a. Bilder von J.F. Millet und E.Delacroix (Pietà nach Delacroix, 1889; Amsterdam). Sein Oeuvre, von dem v.a. Fauvismus und Expressionismus wichtige Impulse empfingen, ist für die Kunst des 20.Jahrhunderts von grundlegender Bedeutung. (Zusammenfassung nach Brockhaus) |
Zwei Bilder im Abstand von etwa 40 Jahren gemalt, das spätere in erkennbarer Abhängigkeit vom früheren. Spiegelt man das spätere Werk [Klick auf das Bild oben rechts], so wird die Ähnlichkeit sofort sichtbar. Und dennoch handelt es sich um zwei unterschiedliche Ausdrucksformen. Die "Vorlage" von Delacroix ist nur ein Viertel so groß wie das Werk von van Gogh, folgt diesem aber (spiegelbildlich) im gesamten Bildaufbau (bis in Details). Was beide Arbeiten unterscheidet, ist daher weniger die Bildkomposition an sich als vielmehr der malerische Stil und die malerische Inszenierung der beiden Figuren. Eingegriffen hat van Gogh in den Bildhintergrund und ihn in der für ihn typischen Malweise akzentuiert. Die Figur des Christus dagegen ist weitgehend übernommen worden, während Maria durch die farbliche Umgestaltung von der Darstellungsform bei Delacroix dramatisch abgehoben wurde. |
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Delacroix hatte 1845-47 die Wand- und Deckengemälde in der Bibliothek des Palais du Luxembourg gefertigt, worin er ein religions- und kulturgeschichtliches Programm entwarf, dessen Grundgedanke die Auseinandersetzung zwischen Kultur und Barbarei bildet. In seinen letzten Lebensjahren führte er in der Pariser Kirche St-Sulpice die 1861 vollendeten Fresken "Jakobs Kampf mit dem Engel" und "Die Vertreibung des Heliodor" aus. |
Van Gogh hatte nach eigenem Bekunden in seinem Leben eigentlich kein Christusbild schaffen wollen. In Auseinandersetzung mit einer Arbeit seines Freundes Gauguin sagt er: "Ich bin gar kein Bewunderer des Christus am Ölberg von Gauguin ... Wenn ich hierbleibe, werde ich nicht versuchen, einen Christus im Olivengarten zu malen; vielmehr die Olivenernte, so wie man sie noch sieht, und wenn ich darin die wahren Verhältnisse der menschlichen Gestalt auffinde, so kann man dabei an jenes denken." Die Pieta nach Delacroix, die nun doch ein Christusbild darstellt, entstand in seinem letzten Lebensjahr, muss aber nicht im Lichte dieser Tatsache gedeutet werden. |
Die Bearbeitung sollte vor allem jenen Veränderungen nachgehen, die van Gogh gegenüber Delacroix einträgt. Da er das Bild nicht einfach nur in seinen Malstil überträgt, kann man fragen, ob sich etwas in der Bedeutung des Bildes ändert. Das Dunkel, das bei Delacroix das Bild doch weitgehend bestimmt, löst sich bei van Gogh weitgehend auf. Dennoch bleibt die inhaltliche Gestimmtheit der Figuren erhalten. Das Bild von Delacroix ist abgründiger im wortwörtlichen Sinne, während van Goghs Werk zwar auch in einem gewissen Sinne melancholisch ist, dem Betrachter aber mehr entgegen kommt. |