Im Raum "Zeitgenössische Kunst" befindet sich

eine Ausstellung der Landauer Künstlerin Madeleine Dietz, die zu den wichtigsten deutschen Bildhauern der Gegenwart zu zählen ist. Madeleine Dietz, 1953 in Mannheim geboren [Vita], Ernst-Barlach-Preistägerin des Jahres 2003, arbeitet bei den im Rahmen dieser Ausstellung gezeigten Exponaten vor allem mit dem Kontrast von Erde und Stahl. "Ihr Schaffen" so heißt es in der Laudatio zur Verleihung des Ernst-Barlach-Preises, "ist von einem ähnlich tief empfundenen Humanismus, einer in einem ganz allgemeinen Sinne verstandenen religiösen Grundhaltung und der Auseinandersetzung mit Grundfragen menschlicher Existenz geprägt wie das künstlerische Werk von Ernst Barlach" (Prof. M. Fath).

Versammelt sind in diesem Raum folgende Artefakte:

  • Abgeschnitten, Stahlrohr, Erde, 1991
  • Schrein, geschichtete Erde, Stahl, 1998
  • ohne Titel, Erde, Stahl, 1997
  • Kein Fenster zum Himmel, Diaprojektion 1999
  • Altarumbau, stahl, Erde, Kassel 1997
  • Eingang Ausgang Ost, Stahl, Erde, 2003

Erde und Stahl ...

... sind die bestimmenden - aber nicht die einzigen - Materialien in der Arbeit von Madeleine Dietz. Der Kontrast von scheinbar kaltem Stahl und der getrockneten, nichtsdestoweniger aber Leben bergegenden Erde könnte kaum größer sein. Gerade aber dieser Kontrast macht in der formalen Reduktion, die das Werk von Madeleine Dietz auszeichnet, einen besonderen Reiz aus. Sie selbst sagt zu ihrer Vorliebe für getrocknete Erde: "Erde ist mein Arbeits- und Baumaterial, ist mein Werkstoff, in nahezu unerschöpflicher Menge überall zu finden. Erde ist der Boden, auf dem etwas wächst, der Boden, auf dem etwas leben kann, fruchtbarer Boden. Erde ist der Boden, der bearbeitet, gepflegt werden kann, der aber auch vergeudet, verdorben wird, mit dem man Raubbau betreibt. Erde ist auch der fruchtbare Rückstand verwester, organischer Materie. Erde in Verbindung mit Wasser ist formbar, ausstreichbar, fließt trocknet aus, bildet Risse - bricht in Stücke. Sonne, die die Erde vertrocknen lässt, spendet gleichzeitig Leben spendendes Licht. Erde, bewusst nicht mit Bindemitteln vermischt, die durch den Prozess an sich immer das Gleiche bleibt, nämlich Erde."

Theologisch verbinden sich mit Erde und Stahl zwei gegensätzliche Bewegungen aus der biblischen Urzeit, die mit den Namen "Kain" und "Abel" verbunden sind: Abel, der Ackerbauer, und Kain, der Urvater der Zivilisation und Ahnherr der Schmiede und Städtebauer im tödlichen Konflikt. Natur und Zivilisation sind und bleiben kaum zu harmonisierende Gegensätze.

Links

Literatur

  • Madeleine Dietz, Erde und Stahl, Mainz 1998
  • Madeleine Dietz, Schichten in der Zeit, Annweiler 1999
  • Madeleine Dietz, Konvertibel, Kunsthalle Mannheim 2001
  • Madeleine Dietz, Kein Wesen kann zu nichts zerfallen, München 2003