Bilderkundungen zu Lukas Cranachs "Das Paradies" (1535)

Lukas Cranach, Das Paradies, 1530


Eine ganz besondere Möglichkeit, die das Museum bietet, ist die Erkundung des Bildes von Lukas Cranach durch interaktive Module. Voraussetzung zur Nutzung ist die Installation des Shockwave Flashplayers aber der Version 6. Sofern er auf Ihrem System nicht installiert ist, wird Ihnen automatisch ein Download angeboten. Angesichts der Fülle der Möglichkeiten, sollten Sie den kostenlosen Flashplayer unbedingt nutzen.

Im Folgenden stellen wir Ihnen verschiedene - von Franziska Happel mit Hilfe von makromedia flash mx programmierte - Module zur Bilderkundung vor. Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig, die folgenden Überlegungen sind nur Anregungen.


Zum Modul IDas Bild erkunden (-> Modul I)

Eine erste Möglichkeit der Annäherung an das Kunstwerk von Lukas Cranach wäre mittels eines Spotlights bzw. Hotspots. Dabei erscheint das gesamte Bild mit einer Ausnahme zunächst Schwarz. Nur im Zentrum des unteren Bilddrittels sieht man in einer Art Lichtkegel den Kopf eines bärtigen Mannes mit rotem Gewand offenkundig im Gespräch mit einer (nackten?) Gestalt neben ihm.

Wenn man nun mit der Maus auf den Lichkegel geht, kann man ihn bei gedrückter linker Maustaste über das Bild ziehen. Man erschließt sich das Bild über Bilddetails. Wer das Gesamtbild noch nicht kennt, kann so versuchen, dem Aufbau und Sinn des Gemäldes nachzuspüren, wer das Gesamtbild kennt, wird zur Konzentration auf Details gezwungen.

Wer das Bild als gesamtes sehen will, muss eine Taste der Tastatur drücken. Solange er z.B. die Umschalttaste gedrückt hält, bleibt das Gesamtbild sichtbar.


Zum Modul IIDas Bild erkunden (-> Modul II)

Die zweite Möglichkeit , das Bild zu erkunden, bietet das nächste Bildmodul., das sich der Bilderzählung zuwendet. Wenn man es aufruft, sieht man das gesamte Kunstwerk "Das Paradies" von Lukas Cranach farbig vor sich und kann nun die darauf befindlichen Bilderzählungen auf zwei unterschiedliche Weisen identifizieren.

Am Besten fährt man mit der Maus über das Kunstwerk und sieht dann, sobald man einer Bilderzählung nahe kommt, am unteren Bildrand die Legende aufleuchten. Gleichzeitig grenzt ein Quadrat das Geschehen ein. Das Interessante daran ist, dass so die Erzählreihenfolge noch nicht festgelegt ist. Man muss die biblische Geschichte schon kennen, um durch die Anordnung der Bilderzählung nicht irritiert zu werden.

Zum Modul IIMan kann nun auch durch Klicken auf die untere Bildlegende die Bilderzählelemente identifizieren. Das Modul macht durch die Bildlegende deutlich, dass nicht alles in seiner Zuordnung zur biblischen Erzählung 100% sicher ist.

Die Szene im Vordergrund mit dem ersten Menschenpaar im Gespräch mit Gottvater läßt sich mehreren Stadien der Geschichte zuordnen. Zwar ist die Nacktheit von Adam und Eva stellenweise bedeckt, der Künstler lässt es aber offen, ob das nur zufällig für den Betrachter so erscheint oder ob wir es bereits mit dem Gespräch nach dem Sündenfall zu tun haben.

Andererseits widmet er der Entfremdung zwischen Gott und den Menschen eine eigene Szene, so dass die wahrscheinlichste Lesart die des vertrauten Gesprächs zwischen Gott und Mensch vor dem Sündenfall ist.


Zum Modul IIIDas Bild erkunden (Modul III)

Weitere verschiedene Möglichkeiten, das Bild zu erkunden bietet das dritte Bildmodul. Es enthält gleich mehrere Annäherungsformen und ist daher auch eine etwas größere Datei (ca. 260 kByte).

Die erste Ebene dieses Moduls teilt das Kunstwerk in zwei vertigele Bereiche, die grob mit "Vor und nach dem Sündenfall" überschrieben werden können.

Fährt man mit der Maus über das Bild, wird jeweils eine Bildhälfte farbig hervorgehoben, während die andere mit Grautönen zurücktritt. Man kann das natürlich auch deuten im Sinne des bunten Lebens im Paradies und der grauen Tristesse nach dem Sündenfall, bzw. dem realen Leben nach dem Sündenfall und der verblassenden Erinnerung an das Paradies.

Zum Modul IIIDie zweite Ebene des Moduls teilt das Bild anders auf und zwar dreifach: in die das Geschehen dominierende Hauptszene im Vordergrund, in das Band der Bilderzählung im Hintergrund des Bildes und in eine Zusammenfassung der Szenen mit menschlicher Beteiligung.

Wieder ist es so, dass je nachdem, wohin man die Maus bewegt, ein Teil des Bildes farbig akzentuiert wird, während der andere mit Graustufen in den Hintergrund tritt.

Wenn man den oberen Teil des Bildes farbig akzentuiert, hat man die Bilderzählung vor sich, wnn man den unteren Teil akzentuiet, den Schöpfungsauftrag Gottes.

Zum Modul IIIDie dritte Ebene des Modus geht der Bildkonstruktion Cranachs nach. Dabei zeigt es sich, dass Cranach sein Bild äußerst sorgfältig konstruiert, ja komponiert hat . Das Modul unterteilt dazu das Kunstwerk in Bildzonen, ausgehen von zwei unterschiedlichen Bezugspunkten: Der Hand Gottes im unteren Bilddrittel und dem Auge Gottes aus dem oberen Bildteil.

Auf diese Weise sieht man, dass - ausgehend von der Hand Gottes - sich leporelloartig verschiedene Bildabschnitte eröffnen. Deutlich wird dabei auch, dass - wie auch beim anderen Paradiesbild von Cranach - der Raum für die Tiere außerordentlich groß ist. Sie sind keineswegs nur beiläufig auf dem Bild. Ansonsten erschließt diese Perspektive das Bild nicht erzähllogisch, sondern eher theologisch: die Zusage Gottes, die das Bild ja dominiert, wird noch einmal hervorgehoben.

Zum Modul IIIDie (Re-)Konstruktion des Geschehens aus der Perspektive des über dem Geschehen in einer Wolke schwebenden Kopfes Gottes macht dagegen die Erzählperspektive deutlich: Nicht ein reales Geschehen, sondern eine Ätiologie (nachträgliche Herleitung) des Bösen in der Welt haben wir vor uns. Die vom Menschen verursachte Distanz wird dramatisch hervorgehoben und von der ursprünglichen Nähe abgesetzt.

"Jenseits von Eden" stellt sich das paradiesische Geschehen als geradezu unglaublicher Verlust dar, der dann - wie andere Darstellungen Cranachs zum Thema "Gesetz und Gnade" zeigen - nur durch den Kreuzestod Jesu kompensiert werden kann. Denn dort wird die Sündenfall- und Vertreibungserzählung mit dem Kreuzestod Jesu und der Rechtfertigung des Sünders in Beziehung gebracht.

Zum Modul IIIAbschließend kann in der Überkreuzung der beiden Perspektiven (von oben und von unten) das Beziehungsgeflecht von Struktur und Handlung auf dem Bild von Cranach noch einmal visualisiert werden.

(c) Bildmodule: Franziska Happel (erstellt mit makromedia flash mx ); Texte: Andreas Mertin